Wenn man mit einer neuen Software-Version arbeitet, hat man allerhand Aha- und Wtf- Erlebnisse. Nie ist es so frisch wie beim ersten Mal... Ich habe hier einige dieser Momente aufgeschrieben. Ich machte das, während ich an einer Seite arbeitete, die Skizzenhaftigkeit sei mir daher hoffentlich verziehen.
Module können nicht mehr einfach deaktiviert werden, sondern müssen deinstalliert werden. Warum? Aus Gründen... Es ist allerdings eine sehr sinnvolle Sicherung eingebaut: Bevor man z.B. das Shortcut-Modul deinstallieren kann, muss man alle Content- oder Config-Entities, die damit erstellt wurden, löschen. Das mag noch unkomfortabler erscheinen. Allerdings sorgt es dafür, dass man nicht aus Versehen die Arbeit von drei Wochen zerstört und ist zu begrüßen.
Zum Zeitpunkt, als ich diese Zeilen schreibe, ist Admin Menu für Drupal 8 noch nicht benutzbar. Vorsicht: wenn man es versucht zu installieren, hat man den Eindruck, dass es einem die ganze Seite kaputtgemacht hat, da nur noch eine Fehlermeldung erscheint und man es nicht mehr deinstallieren kann. Allerdings: Bei mir hat geholfen, einfach den Modulordner zu löschen. Es bleiben wahrscheinlich irgendwo Reste zurück, aber das verbuchen wir im Moment unter Lehrgeld.
Eine attraktive Alternative und mit einer stabilen Version für Drupal 8 ist das Modul Admin Toolbar. Es folgt zudem der Optik der Toolbar, die sich im Core befindet und blendet sich daher nahtlos ein.
Wenn man nun ein Modul hat, das einem die Seite lahmlegt, konnte man es früher in der System-Tabelle auf Status 0 setzen (vorübergehend abschalten) oder die zugehörige Zeile löschen und damit das Modul richtig deaktivieren. Das geht nicht mehr, und zwar ganz bewusst, siehe Punkt 1 oben. Es gab eine endlose und sehr hitzig geführte Diskussion, dass es eine Möglichkeit geben müsse für Entwickler, zerstörerische Module minimal-invasiv zu deaktivieren. Das wird es bestimmt auch wieder geben in der Zukunft oder wir finden eine andere Möglichkeit, es hinzubekommen. Alte Zöpfe abschneiden tut immer weh, und ich vertraue mal auf die Core-Entwickler, dass wir ihnen später danken werden.
Es geht aber noch weiter: es gibt die ganze System-Tabelle nicht mehr. Eine Art Verzeichnis, welche Module installiert sind, wird es woanders geben, das finden wir schon noch raus.
Die Veränderungen und vor allem vielen kleinen Detailverbesserungen in Drupal 8 sind massiv. MASSIV. Daher entdeckt man immer wieder mal was Neues, wo man sagt: ah! Das hat mich in Drupal 7 immer gestört bzw. hätte man besser machen können.
In Drupal 7 konnte man einen Menülink entweder zum Alias des Nodes (=unsicher, Alias könnte sich ändern) oder zur Node ID (=nur für Kenner, nichts für den Endkunden) eingeben. In Drupal 8 gibt es jetzt das beste aus beiden Welten: In einem Autocomplete Feld gebe ich den gesuchten Titel des Nodes ein, und er findet einen, wenn es einen ähnlich geschriebenen gibt. Verknüpft wird aber intern die Node ID. Falls man dann unbedingt doch manuell die node ID eingeben will (unnötig), dann muss man einen führenden Slash voranstellen, also /node/1.
Ach ja, erwähnte ich schon, dass Autocomplete-Felder in Drupal 8 von Grund auf überarbeitet wurden? Sie sind jetzt nicht mehr schneckenlangsam, sondern rasend schnell.
Für Entwickler eines der spannendesten neuen Features: die Configurations-Export- und Synchronisierungs-Möglichkeit. Ein _enormer_ Aufwand wurde betrieben, um alle Änderungen an einer Seite, die als Konfiguration angesehen werden können, zwische verschiedenen Instanzen der Seite synchronisieren zu können. Vielen Dank an Greg Dunlap (heyrocker), der sich als Initiativen-Abteilungsleiter mindestens zwei Jahre seines Lebens in diese Geschichte reingekniet hat. Es war wesentlich länger, aber zwei Jahre waren ca. die "heisse Phase". Natürlich haben zahllose Leute geholfen, es ist schwer zu entscheiden, wer die meiste Arbeit gemacht hat. Greg hat jedoch als Gesicht der Initiative bestimmt am meisten der Spannungen und Kritik mitbekommen, die unweigerlich im Projektverlauf auflaufen.
Grob gesagt funktioniert es jetzt so: man kann die komplette Konfiguration der Seite - also alles was nicht als Content gilt - auf Knopfdruck exportieren. Diese vielen .yml-Dateien packt man dann in ein Sync-Verzeichnis, das man vorher in einen von Git erfassten Ordner gepackt hat. Dies pusht man dann normalerweise von lokal oder woanders ins Git. Auf der Seite, die man auf den in der Synchronisation enthaltenen Stand bringen möchte, importiert man dann die ganze Kiste. Darin sind erstaunliche Sachen enthalten: z.B. auch die installierten Module! Das ging zwar im Prinzip auch früher mit Features.
Nun ist es aber tief im Core verankert, und die auftretenden Probleme sind Core-Business. D.h. man kann davon ausgehen, dass mittelfristig einfach alles exportierbar ist. Alle verantwortungsvollen Contrib-Modul-Maintainer werden die Konfiguration ihrer Module ebenfalls gemäss den Standards exportierbar machen. Was das für einen Unterschied vor allem für größere Projekte ausmacht, weiss jeder, der schon an solchen mitgearbeitet hat und sich mit dem Problem des Deployment beschäftigt hat.
Das Features-Modul ist dadurch nicht überflüssig geworden. Im Gegenteil: es kann sich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren: für die Core-Configuration Möglichkeiten zu schaffen, die Config-Dateien zu Funktionalitäts-Paketen zusammenzupacken und vielleicht eine bessere UI zur Verfügung zu stellen. Es ist das Feld bereitet für vielerlei Contrib-Module, mit der Basisfunktionalität alle möglichen tollen Sachen anzustellen.
Fortsetzung folgt.
Kommentare
Nutzt ihr hier schon Drupal 8 oder noch 7
Hallo Tommi,
ich habe hier bei euch schon letztens etwas kommentiert und weiss noch nicht, ob der Comment online ging. Ich denke mal schon noch. Meine Frage an dich, mit welcher Drupal-Version arbeitest du hier bereits. Drupal 8 oder noch die Version 7.42 oder so etwas?
Ich nutze beide Versionen, weil damals war noch Drupal 7 da und ab 2014 verfolgte ich etwas die Drupal 8 Entwicklung, aber nur als Nutzer und kein Entwickler oder solches. Mit den Beta-Versionen von Drupal 8 hatte ich die meisten Probleme, denn das brachte im Nachhinein auch nichts, sich damit zu beschäftigen. Erst die Finalversion konnte ich gut und nach mehrmaligen Versuchen aufsetzen und ich mag dieses OpenSource CMS.
Viele würden meinen, dass Drupal sehr kompliziert ist, aber als Nutzer kann ich sagen, dass man die Handhabung des CMS erlernen kann. Das dauert vielleicht ein paar Monate, doch dann wird man zufrieden sein, würde ich meinen :-)
Ich warte jetzt nur noch auf die nächste D8 Version, die ich dann ruckzuck mit SSH und FTP einspielen kann. Bei grösseren Datenpaketen muss ich immer mit der Konsole arbeiten, um Archive zu entpacken.
Du bloggst hier aber noch oder derzeit nicht so sehr??
D8 oder nicht D8, das ist hier die Frage
Dochdoch, dein Kommentar ging online.
Für neuere Projekte verwende ich Drupal 8, wenn ich kann. Für umfangreichere Sachen, wo man z.B. Commerce und Search API verwendet, wird man evtl. mit zusammengebissenen Zähnen Drupal 7 verwenden müssen. Nicht, dass Drupal 7 schlecht ist, aber es macht wirtschaftlich auch für den Kunden wesentlich mehr Sinn, jetzt auf D8 zu setzen.
Man kann schliesslich davon ausgehen, dass diese Version mindestens vier bis fünf Jahre länger supportet werden wird.
Respekt an Nicht-Programmierer, sich in Drupal reinzufuchsen :)
Na ja, wenn die Sachen nicht zu kompliziert sind, die man machern will, ist die Umsetzung meist nicht schwer zu finden. Als Agentur kommt man ständig in Grenzbereiche und da heisst es sich wundern, weitergraben und schliesslich die Lösung finden.
Ja, das Bloggen hat entschieden an Dynamik verloren. Es kommt aber noch vor, wie man an diesem Artikel sieht.